An der Grenze


 

Überfahrt mit Folgen

 

Mein Grossvater war Grenzwächter in Ermatingen. 1949, als ich vier Jahre alt war konnte ich meine Ferien das erste Mal bei meinen Grosseltern verbringen. Danach war ich jedes Jahr ein oder zweimal einige Wochen in Ermatingen und hatte auch bald gleichaltrige Kammeraden.

 

In diesen Jahren waren die Grenzkontrollen noch penibel. Die Schiffe von Untersee und Rhein legten noch nicht an den deutschen Stationen an. Von Radolfzell über die Reichenau kam zweimal wöchentlich das „Kaffeeschiff* nach Ermatingen. Dieses brachte Leute, meist Frauen, für einen Einkauf in die Schweiz. Es wartete jeweils zwei Stunden und fuhr dann wieder zurück. Beim Anlegen wurden immer alle Grenzdokumente geprüft. Auch private Boote durften damals nur an den „erlaubten Landungsstellen“ anlanden.

 

Als kleiner Knirps begleitete ich meinen Opa zum Fischen mi der Gondel auf den See. Beim „Drähteln“ (Schleppangeln mit einer Kupferlitze) war ich bald derjenige der an den Rudern war.  Wenn es eine Gelegenheit gab nutzen wir um mit den Gondeln eine Spritztour zum Baden zu unternehmen.

 

An einen sonnigen Tag ruderte ich dann auch einmal ganz alleine Richtung Reichenau. In Ufernähe sah ich am Grund einen Metalleimer. Ich versuchte diesen mit dem Haken an der Festmacherkette am Henkel zu erwischen. Die ganze Übung war aber erfolglos, also mache ich mich wieder auf den Rückweg. Als ich mich wieder der Ermatinger Schifflände näherte bemerkte ich dass einige Leute meine Aktion, teilweise mit Feldstecher, verfolgten. Unter den Zuschauern war auch mein Grossvater in der Grenzeruniform der mich dann „gebührend“ im Empfang nahm.

 

„Ausgerechnet der Enkel des Grenzwächters“ war nur die Einleitung zum Donnerwetter das darauf folgte. Ich hatte ja keine Ausweise weder für mich noch für das Boot dabei und das war damals wichtig.

 

Später als ich dann mit eigenen Booten unterwegs war musste man jeweils für Deutschland alle paar Jahre wieder eine Landerlaubnis einholen damit man ausserhalb der Zollstellen anlegen durfte.

 

 

Als Freizeitkapitän ist man sich manchmal gar nicht mehr bewusst wie liberal der Bootsverkehr heute auf dem Bodensee ist.

 

 


 

Grenzkontrolle mit Ratschlägen

 

Unser erstes Kabinenboot war ein Holzboot von der Taroniwerft im Tessin.

Die Bauart war ähnlich einen Böschboot jedoch mit dem Motor Mitschiffs unter einem Kasten und einer Kabine im Vorschiff. Dort gab es Platz für zwei Personen.

Wir wollten jedoch zu viert eine Tour von Stein am Rhein in den Obersee unternehmen. Deshalb haben wir ein kleines Zelt mitgeführt damit wir an einem Campingplatz übernachten konnten.

 

Auf dem Weg Richtung Konstanz zog jedoch ein Sturm auf. Hinter der Schifflände in Ermatingen warteten wir in Lee bis das Unwetter vorüber war. Anschliessend  machte wir und auf den Seerhein. Oberhalb von Gottlieben schauten wir uns nach einem Zeltplatz um. Am nördlichen Ufer standen bereits ein paar Zelte auf einer Wiese. Wir peilten deshalb diese Stelle an. Vorsichtig näherten wir uns dem Ufer. Wegen des hohen Pegels mussten noch um das Geländer einer Treppe zirkeln.

Vom Ufer aus schauten uns einige Camper unserem Manöver zu. Als wir nahe genug waren fragten wir ob wir unser Zelt auch aufschlagen dürfen.

Das sei Privatgelände und andere Leute hätten keinen Zutritt bekamen wir als Antwort.

 

Also Rückwärtsgang eingelegt und zügig zurückfahren. Damit wir nicht am Treppengeländer anhängten gab ich noch einen kräftigen Gasstoss. Das Boot kam schnell in Fahrt und wir waren wieder im freien Wasser. Nur beim Umsteuern auf Vorwärts passierte gar nichts mehr obschon der Motor einwandfrei lief.

Mit Hilfe der Paddel erreichten wir dann an Südufer  einen Kanal zwischen Schilfhalmen.  Eine Kontrolle ergab das die Welle bei der Rückwärtsfahrt aus der Schraubmuffe vom Getriebe gezogen wurde. Beim Beratschlagen wie dieses Malheur behoben werden könnte wurden wir von einem Grenzwächter angesprochen. Er wollte wissen was passiert sei. Wir erzählten ihm die ganze Geschichte und erklärten ihm wie wir die Welle wieder zurückstossen möchten.

 

Er machte und dann darauf aufmerksam das der Graben frisch ausgebaggert wurde und daher sehr tief sei. Für den Zeltplatz sollten wir doch beim Kiosk nachfragen ob dies möglich sei. (was wir dann auch machten und uns dort auch verpflegen konnten)

 

Mit dem Grenzer hatten wir dann noch eine angenehme Plauderei über dies und das. Unsere Reparatur verzögerte sich daher um etwa eine Stunde und wir meinten das wir nun ans flicken machen sollten. Er  wünschte uns eine schöne Zeit und gute Fahrt. Bevor er gehe möchte er aber noch unsere Grenzpapiere sehen. Nach der Kontrolle verabschiedet er sich.

 

Fazit: Auch beim Plaudern nie das Ziel und die Arbeit aus den Augen lassen.

 

PS: Der SWF wiederholte vor kurzem die alte TV-Serie „Es geschah an der Grenze“

 

Eine Episode handelte vom gleichen Gebiet, allerdings einige Jahre früher.